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Warum Gemeinschaft?

Die Gründe für ein Leben in einer Gemeinschaft können sehr vielfältig sein. Grundsätzlich ist es wohl so, daß es in vielen Menschen ein Bedürfnis nach mehr zwischenmenschlichem Kontakt, nach mehr Freundschaft, nach mehr Nähe, Geborgenheit und Wärme und nach mehr Intimität gibt. Dazu gibt es bei vielen ein menschliches, seelisches, geistiges, politisches oder auch spirituelles Defizit, das von der herkömmlichen Massengesellschaft mit ihren bestehenden dominanten Sozialstrukturen nicht ausgeglichen wird. In solchen Situationen machen sich Menschen auf die Suche nach alternativen Lebensformen, die einem diese Wünsche und Vorstellungen erfüllen können. Diese Wünsche und die damit verbundenen Gründe in einer Gemeinschaft leben zu wollen, sind daher sehr zahlreich und sehr unterschiedlicher Art. Hier einige Beispiele:

1. In Gemeinschaft ist man nicht alleine. Es gibt nicht die Einsamkeit, die viele Menschen in ihrer sozialen Isoliertheit erleben. Man hat immer die Möglichkeit des zwischenmenschlichen Kontaktes und befindet sich im Alltag und vor allem in Notsituationen in einer Gemeinschaft aus Freunden, die einem nahe stehen.

2. Je nach inhaltlicher Ausrichtung der Gemeinschaft kann man Beschäftigungen, Tätigkeiten und Themen in einer Art und Weise vertiefen und entfalten, wie es ohne Gemeinschaft sehr schwierig wäre. Beispielsweise kann ökologischer Landbau in einer Gemeinschaft wesentlich einfacher realisiert werden, als wenn man alleine oder mit einer klassischen Kleinfamilie Felder bestellen wollte. Ebenso können spezielle therapeutische Beschäftigungen in Zusammenarbeit mit Gleichgesinnten leichter stattfinden, wie alleine. Nicht anders verhält es sich in wirtschaftlichen Betrieben, wo es viel leichter fällt, gemeinsam etwas aufzubauen als wenn man isoliert ist, und nur auf sich gestellt ist. Da viele Gemeinschaften in ihren wirtschaftlichen Betätigungen trotz erfolgreicher Tätigkeit primär ideell orientiert sind, besteht die Möglichkeit in wirtschaftlichen Betrieben zu arbeiten, ohne ein Opfer eines übertriebenen Leistungsprinzips zu werden, das die Menschen in der Regel krank und unglücklich macht.

3. Kontakten. Die Kinder können sich viele Bezugs- und Vertrauensbeziehungen zu unterschiedlichsten Menschen schaffen und wachsen so in einem bunten und weiten Spektrum von Lebensimpulsen auf. Gerade auch für alleinerziehende Mütter bieten Gemeinschaften eine starke Entlastung, da die Anwesenheit vieler anderen Kinder die Aufmerksamkeit der eigenen Kinder in Anspruch nimmt und so verhindert, daß die Kinder dauernd auf die eigene Mama fixiert sind. Außerdem erfahren Mütter in Gemeinschaft eine wesentlich umfassendere persönliche Unterstützung als dies in anderen Lebensmodellen möglich ist.

4. Durch die Vielfalt an Menschen in einer Gemeinschaft, durch deren Austausch untereinander und durch das Bedürfnis, gemeinsam etwas zu schaffen, entstehen viele Synergieeffekte, die Effizienz gewährleisten und in der Folge Freiräume ermöglichen. Sei es nun im wirtschaftlichen Bereich oder in Fragen alltäglicher Organisation und Versorgung, überall kann man sich durch gegenseitige Unterstützung Vorteile und Entlastungen schaffen, die zu einer wesentlichen Erhöhung der Lebensqualität jedes Einzelnen führen. Auch fallen die Schwächen eines Menschen nicht mehr so ins Gewicht, weil sie leicht durch die Stärken eines anderen ausgeglichen werden können. Dieses Zusammenfließen der Kräfte, Fähigkeiten und Begabungen der Einzelnen innerhalb einer Gemeinschaft ermöglicht ein weites Feld von Betätigungen und Entfaltungen.

5. Altersperspektive: Viele Menschen in der gegenwärtigen Gesellschaft verbinden mit ihrer Perspektive fürs Alter einen Platz im Altersheim, weitab der Familie und von Freunden, getragen von einer Vorstellung von Einsamkeit. In intakten Gemeinschaften leben alle Generationen zusammen und es ist ein hoher Wert, Eltern, Großeltern und Urgroßeltern in die Gemeinschaft aufzunehmen bzw. in der Lebensgemeinschaft zu behalten und ihnen dort einen Platz zu geben und zu gewährleisten, an dem sie mit ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln ihren Lebensabend verbringen können. Alte Menschen, die sich nicht mehr versorgen können, werden selbstverständlich von den Mitgliedern der Gemeinschaft kostenlos versorgt, betreut und gepflegt, was außerhalb von Gemeinschaften eher selten stattfindet.

6. Heutzutage werden es immer mehr Menschen, die eine nachhaltige ökologische Lebensweise für sich anstreben. Gerade bei diesem Vorhaben erweist sich eine Gemeinschaft als kolossaler Vorteil. Das fängt bei den Autos an, wo man ganz leicht zu mehreren ein Auto teilen kann, anstatt daß jeder mit seinem eigenen PKW rumfährt. Und das reicht bis zur Organisation einer optimalen Müllwiederverwertung, die sich in einer Gemeinschaft viel professioneller entwickeln läßt als im einzelnen Haushalt.

7. Und wer Lust hat eine eigene spirituelle Kultur mit eigenen Akzentuierungen zu entwickeln, der wird sehr schnell erleben, daß dieser Versuch durch auf sich alleingestellte Menschen fast nicht zu verwirklichen ist. Erst in Gemeinschaft läßt sich ein neuer Kulturzusammenhang schaffen, der den Ansprüchen einer neuen Kultur gerecht wird.

Dies sind einige Beispiele und Gründe, warum auch die Mitglieder des Stammes der Likatier sich für ein Leben in Gemeinschaft entschieden haben. Fast jedes neue Mitglied bringt seine eigenen unverwechselbaren Beweggründe mit, was sich auf die Entwicklung des Stammes entsprechend auswirkt. So ist der Stamm der Likatier offen für neue Entwicklungsimpulse und Anregungen, die durch neue Mitglieder gemäß ihrer eigenen Gründe, warum sie in Gemeinschaft leben wollen, in den Stamm eingebracht werden. Die Likatier sind dabei bereit, diese neuen Formen der Entfaltung, Beschäftigung oder gar neue Lebensformen im allgemeinen in die Stammesstruktur und das Stammesleben zu integrieren. Dadurch ist der Stamm ein sehr flexibles und lebendiges Gebilde, was seine Gestalt und sein Wesen immer wieder an die Bedürfnisse der Menschen anpaßt.